21.04.2020

Aktion "Briefe gegen Einsamkeit": Warum nicht nur Empfänger Freude haben

Damit sich Bewohner von Pflegeheimen oder Einrichtungen für Menschen mit Behinderung in diesen schwierigen Zeiten nicht einsam fühlen, haben zahlreiche Tettnanger zu Stift und Papier gegriffen.

Manches vergessen geglaubte Hobby kann in Zeiten des Coronavirus wieder aufleben – weil auf einmal die Zeit dafür da ist oder die Umstände sich verändert haben. So haben einige Tettnanger seit langer Zeit wieder einmal einen echten Brief geschrieben: Im Zuge der Aktion „Briefe gegen Einsamkeit“ hat die SZ dazu aufgerufen, Menschen in Pflegeheimen und anderen Einrichtungen ein Zeichen der Solidarität zu schicken.

Bei der Diakonie Pfingstweid und der Stiftung Liebenau sind bereits zahlreiche Zusendungen eingegangen. Eine Dame etwa freute sich, endlich wieder einen Brief zu schreiben, nachdem dies im Jugendalter ihr Hobby gewesen sei und sie Brieffreundschaften in aller Welt gehabt habe. Eine andere Familie machte sich gemeinsam ans Werk und schickte Fotos von selbstgemalten Bildern der Kinder und handgeschriebenen Briefen. „Falls ihr euch manchmal einsam oder ängstlich fühlt – wir denken an euch und schicken euch viel Kraft“, schreiben die jungen Verfasser darin.

„Wir haben auch viele Briefe bekommen von Menschen, die unsere Bewohner kennen und die Briefe direkt an bestimmte Personen adressiert haben“, berichtet Nora Gollob, Pressereferentin bei der Diakonie Pfingstweid. Die meisten Briefe kamen per E-Mail – auch selbstgemalte Bilder seien darunter gewesen, sagt Gollob.

Alle Einsendungen seien zunächst ausgedruckt und dann an die entsprechenden Personen weitergegeben worden. War kein direkter Empfänger angegeben, entschied das Los. Häufig wurden die Briefe in den Häusern auch mehreren Bewohnern gemeinsam vorgelesen, damit möglichst viele Freude daran haben können.

Die Themen in den Briefen waren dabei so bunt wie die Bilder, die im Zuge der Aktion ebenfalls in die Briefkästen der Einrichtungen flatterten: So schilderten die Briefeschreiber Erinnerungen vom Osterfest in ihrer Kindheit oder berichteten mit einem Augenzwinkern von missglückten Haarschnitten zu Hause, weil die Friseure derzeit geschlossen haben („So muss man selbst die Schere in die Hand nehmen, wenn einem die Haare über die Augen wachsen – wie mir gerade. Das Ergebnis des Selbstschnittes ist nicht optimal“). „Wir haben uns sehr gerne mit allen unseren Häusern an der Aktion beteiligt, denn überall gibt es derzeit Menschen, die sich sehr über Grüße freuen“, erklärt Helga Raible, Pressesprecherin der Stiftung Liebenau. Egal, ob es selbstgemalte Bilder oder ein paar nette Zeilen waren – die Freude bei den Bewohnern sei groß, sagt Nora Gollob.

So funktioniert die Aktion

Jeder kann teilnehmen. Die Schreiben und Bilder können unterzeichnet sein, es reicht aber auch der Vorname. Schön wäre es, wenn der Verfasser sein Alter angibt. Minderjährige müssen zuvor die Genehmigung ihrer Eltern erfragen.

Alle Beiträge sollten per E-Mail direkt an die rechts stehenden Adressen der an der Aktion teilnehmenden Einrichtungen geschickt werden.

Also Geschriebenes oder Gemaltes bitte einscannen oder gut lesbar abfotografieren und als Anhang beifügen. Der digitale Weg schließt jedes Infektionsrisiko aus.

Das Personal der jeweiligen Einrichtungen druckt die Post aus und liest sie den Heimbewohnern vor beziehungsweise teilt sie dort an die Personen aus. Jeder Beitrag kann grundsätzlich an alle, aber auch nur an einzelne der genannten Einrichtungen geschickt werden. Die „Schwäbische Zeitung“ behält sich vor, Auszüge aus einzelnen Briefen oder Bilder (beides anonym) nach Rücksprache mit dem Pflegepersonal im Rahmen einer Berichterstattung zu veröffentlichen.

Die Adressen

Briefe an Menschen mit Behinderungen in den verschiedenen Wohnhäusern:

anne.luuka@stiftung-liebenau.de

Diakonie Pfingstweid:

nora.gollob@pfingstweid.de

Briefe an Bewohnerinnen und

Bewohner in den Häusern der

Pflege:

hanna.pfeiffer@stiftung-liebenau.de

Briefe an Patientinnen und Patienten der St. Lukas-Klinik:

kliniken@stiftung-liebenau.de

Foto: Stiftung Liebenau

Artikel: Linda Egger, Schwäbische Zeitung, 21. April 2020

Links