Blick hinter die Kulissen: Beim Rundgang durch Betreuungsbereich, Schreinerei und Biolandhof in der Diakonie Pfingstweid beantwortet Bereichsleiterin Astrid Stephan (links) bereitwillig alle Fragen.
Nicht alle, die an der Diakonie in Pfingstweid vorbeifahren, haben eine Vorstellung von der Arbeit, die in dieser Einrichtung im Rahmen der Behindertenhilfe geleistet wird. Knapp 20 Mitglieder und Gäste des Förderkreises Heimatkunde wollten es genau wissen und waren beim Besuch erstaunt über die Größe des Areals, das sich hinter dem stattlichen, durch mehrfache Erweiterungen gewachsenen Verwaltungsbau an der Straße erstreckt. Astrid Stephan, die Bereichsleiterin Tagesstruktur, führte die Gäste durch die Anlage mit Wohnblöcken, Werkstätten und Betreuungshäusern und ließ dabei keine der zahlreichen Fragen offen.
Es ist die Aufgabe der Diakonie, so erläuterte sie, die Lebensqualität der behinderten und hilfebedürftigen Klienten durch Förderung und Betreuung zu verbessern. Dabei sei wichtig, dass sich das Angebot an den Bedürfnissen, Interessen und Fähigkeiten jedes einzelnen von ihnen orientiert und in einer entwicklungsfördernden Atmosphäre stattfindet. Das frühere Werkstattgebäude wurde dazu in den vergangenen Jahren umgebaut. In Einzel- und Gruppenräumen werden die Klienten von ausgebildeten Therapeuten, Pädagogen und Pflegern beschäftigt, denn Beschäftigung durch Spiele, Arbeit oder Unterhaltung ist für sie enorm wichtig. Der Werkstattbereich wurde weitgehend ausgelagert, findet dezentral in Friedrichshafen-Rohrbach, Tettnang (Max-Planck-Weg) und in integrierten Arbeitsgruppen bei ifm und ZF statt. Mit den Arbeitsschwerpunkten Montage, Verpackung und Etikettierung ist die Diakonie Auftragnehmer und verlängerte Werkbank der regionalen Industrie.
Gemüsesorten und Geschichte
In der hauseigenen Schreinerei arbeiten etwa 20 Klienten unter der Anleitung von zwei Meistern und stellen beispielsweise hochwertiges Holzspielzeug, Möbelteile und Bänke her. Der Rundgang führte die Besuchergruppe auch in den Biolandhof, wo Gemüse, Salat, Kräuter und Eier erzeugt und im Hofladen zum Kauf angeboten werden. In der Hauskapelle gab der pädagogische Vorstand Lars Kehling den Besuchern einen Überblick über die Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Hauses. Gegründet vor mehr als 150 Jahren als Zufluchtsstätte und Pflegeanstalt für Epileptiker ist die Diakonie heute eine eigenständige Einrichtung für Erwachsene mit Behinderung. Dabei bietet das Haus je nach Bedarf und persönlicher Eignung wohnortnahe Unterstützung in drei Formen an: stationäres Wohnen am Standort Pfingstweid in Wohneinheiten unterschiedlicher Größe, ambulant betreutes Wohnen in der Familie oder in eigener Wohnung und schließlich gemeindeintegriertes Wohnen, wie in der Einheit, die derzeit in der Tettnanger Weinstraße entsteht. Für die Zukunft plant die Diakonie bauliche Erweiterungen im Norden ihres Areals und denkt dabei nicht nur an eine Heimat für Menschen mit Behinderung, sondern auch an Wohnraum für den allgemeinen Bedarf. Kehling sieht darin auch eine Form der Inklusion und des sozialen Zusammenlebens.
Abschließend lud er seine Gäste in die Caféteria ein und stand für weitere Fragen zur Verfügung.
Text und Foto: Gisbert Hoffmann