04.01.2022

Vorstand geht: Dirk Mußmann verlässt Diakonie Pfingstweid

Dass er den Bau der pflegegerechten Häuser noch bis zum Ende begleiten kann, sei ihm wichtig gewesen, sagt Dirk Mußmann. Bis Ende Dezember ist er noch kaufmännischer Vorstand bei der Diakonie Pfingstweid. Dann zieht es ihn aus privaten Gründen wieder zurück in seine ostwestfälische Heimat, Richtung Porta Westfalica. Der Abschied fällt ihm schwer.

Vier Monate hatte Mußmann sogar noch verlängert: „Mir war es einfach wichtig, die Einweihung der beiden pflegegerechten Häuser mitzuerleben.“ Als er im September 2016 kam, stand schnell die im Bundesteilhabegesetz vorgeschriebene Dezentralisierung im Vordergrund. Heißt: Die Abkehr von zentralen Betreuungseinrichtungen im Bereich der Behindertenhilfe und der Bau von Außenwohngruppen zur besseren Integration.

Wichtiger Schritt für Mußmann

Das müssen alle Organisationen in diesem Bereich so umsetzen. So auch die Diakonie Pfingstweid. Hier stand auch noch die Modernisierung des Geländes in dem namensgebenden Ortsteil auf dem Programm. Dies wiederum bedeutet zum eine eine Modernisierung von Wohngebäuden für Menschen mit Behinderung.

Zum anderen entstand aber auch ein komplett neues Konzept, das sowohl ein Wohnquartier für Familien beinhalten sollte, Begegnungsräume, aber auch moderne pflegegerechte Häuser in der Pfingstweid. Die ersten zwei von insgesamt drei stehen jetzt. Und das ist auch ein wichtiger Schritt, eine Zäsur, für Mußmann.

Familie in den Mittelpunkt stellen

Auf der einen Seite findet Mußmann es wichtig, seine Familie jetzt in den Mittelpunkt zu stellen. Die Pandemie hat ein Leben sowohl am Bodensee als auch in Porta Westfalica nicht vereinfacht: „Die Coronakrise hat etwas mit uns gemacht.“ Auf der anderen Seite merkt man ihm an, dass er auch gerne sehen würde, wie es weitergeht.

Mußmann hat noch keine festen Pläne, wie es jetzt beruflich weitergehen wird. Klar ist für ihn, dass er gern im Bereich Kirche oder Diakonie weitermachen möchte. Aber mit dem Blick auf Westfalen sagt er auch: „Dort gibt es derzeit starke Konzentrationsprozesse bei den Diakonien.“ Dass es am Bodensee nicht so ist, hat er immer als Pfund gesehen.

Abwägen finanzieller und pädagogischer Erfordernisse

Was seine Nachfolge angeht, verweist Lars Kehling darauf, dass es gut ausschaue. Mußmann wird schon vorher weg sein. Darauf angesprochen, was er hier mitnehme und anderen raten würde, sagt er: „Es ist wichtig, wirtschaftliche und pädagogische Erfordernisse abzuwägen. Hierfür braucht es auch Gelassenheit.“

Dass er das so sieht, hat sich auch durch die Coronakrise so entwickelt. „Das ist ja ein andauerndes Fahren im Krisenmodus“, sagt er. Zum Beispiel sei es so, dass es in den Werkstätten klare Umsatzeinbrüche gegeben habe. Da hätten viele Organisationen Federn lassen müssen. Auf der anderen Seite habe dann auch wieder alles gut geklappt.

Breit gefächert, große Treue

Es gebe eben auch noch andere Dinge. Er habe die Pfingstweid immer so erlebt, dass es eine Einrichtung mit einer guten Größe gewesen sei, die breit genug gefächert ist. Und er habe das Arbeitsumfeld mit motivierten und guten Mitarbeitenden immer gut gefunden. Er habe sich immer auf alle verlassen können.

Die große Treue der Belegschaft zur Einrichtung sei aber auch wichtig. Denn es werde gerade bei jungen Menschen immer schwieriger, diese Bindung zu schaffen. Hier müssten sich die Arbeitgeber stark bewegen. Denn die kommende Generation wolle flexiblere Modelle für sich mit garantierten Auszeiten.

Gespannt auf Besuche in der Region

Auf der anderen Seite stehe die Betreuung von Menschen – dies sei beispielsweise auch in Grippewellen der Fall, wo man manchmal eben auch flexibel für jemanden einspringen müsse, der ausfalle. Hier Arbeitszeitmodelle zu schaffen, die beides berücksichtigen, sagt Mußmann, „das ist die größte Herausforderung im sozialen Bereich.“

Wenn Mußmann wieder an den Bodensee zurückkehrt, dann als Privatmann, als Besucher. Er ist gespannt, wie die Region sich entwickeln wird. Er hofft, dass die Ortschaft Kau sich gut weiterentwickelt. Insbesondere auch die Landwirtschaft sei ihm ans Herz gewachsen, sagt Mußmann.

Wunsch an Kau: Gesundes Wachstum

Er hofft, dass es in Kau eine gute bauliche Weiterentwicklung gibt. Wachstum könne auch Schattenseiten haben, da gelte wie in vielen Bereichen: „Es muss gesund sein.“ Und die Diakonie Pfingstweid? „Da wird es immer weitergehen. Aber sie ist auf dem richtigen Weg.“

Artikel: Schwäbische Zeitung Tettnang, Mark Hildebrandt 03.01.2022

Bild: Mark Hildebrandt